Mein Ranking der deutschen WM-Teilnehmer

29. Oktober 2015

Was macht ein Fußballnerd, wenn ihm langweilig ist? Er schaut sich alte WM-Spiele an. Und was macht ein Fußballnerd, wenn ihm danach immer noch langweilig ist? Er erstellt ein Ranking. Alle deutschen WM-Teilnehmer seit 1954 in einer kompakten Liste:

Platz 16: WM 1982

Zugegeben: Fußballerisch war die WM-Mannschaft 1982 nie so schlecht, wie sie manchmal dargestellt wird. Dagegen sprechen allein schon Namen wie Karl-Heinz Rummenigge, Paul Breitner, Felix Magath oder der junge Lothar Matthäus; allesamt Spieler, die mit dem Ball umzugehen wussten. Was diese WM-Mannschaft so grausam macht, ist das völlig verschwendete Talent und ihr purer Zynismus. Die genannten Spieler lassen ihr Talent praktisch nie aufblitzen. Stattdessen spielt Deutschland langsamen, zermürbenden, schlecht anzusehenden Fußball. Und über den Zynismus müssen wir nach der Schande von Gijon und der Attacke von Schumacher nicht reden.

Platz 15: WM 1998

Ich war recht erstaunt, als ich das Viertelfinale 1998 in voller Länge anschaute. Bis dahin hielt ich Berti Vogts Schutzbehauptung, der Schiedsrichter habe Deutschland verpfiffen, für ebendies: eine Schutzbehauptung. Tatsächlich geht aber jede 50:50-Entscheidung zugunsten der Kroaten aus. Wörns rote Karte wegen Notbremse war zumindest diskussionswürdig. Vogts hat sogar Recht, wenn er sagt, dass die Partie gegen Kroatien das beste deutsche Spiel bei dem Turnier war. Schiedsrichter-Leistung hin oder her – wenn ein 0:3 dein bestes Turnierspiel war, kann es kein sonderlich gutes Turnier gewesen sein. Tiefpunkt war Matthäus in seiner Rolle als nicht mehr ganz so frischer Fußballer, der seine Fußballerkarriere auf der Libero-Position verlängerte.

Platz 14: WM 2002

Bis heute ist mir nicht wirklich klar, wofür die deutsche Mannschaft der WM 2002 steht. Dreizehn Jahre später stellt man sich dieselbe Frage wie anno 2002: Wie konnte es dieses Team ins Finale schaffen? Es bleibt ein Mysterium, ein Rätsel. Auf der Proseite hat dieses Team einen klugen Michael Ballack und einen Kahn in Bestform. Auf der Kontraseite steht ein Fußball, der gefangen ist im Nirgendwo zwischen Mann- und Raumdeckung, schnellem Spiel und Ballhalten, Aufrücken und defensiver Sicherheit. Eine Mannschaft ohne Eigenschaften.

Platz 13: WM 1962

Ich weiß nicht, ob ich die deutsche Mannschaft von 1962 so schlecht bewerte, weil sie so schlecht spielte – oder weil der Fußball bei dieser WM allgemein grausam war. Der Fußball steckte zu jener Zeit an der Schneise zur Moderne. Die defensiven Mittel des herannahenden Catenaccios wurden bereits angewandt, das schnelle Kontern jedoch nicht. So entstand eine WM, die im Zeichen von tempoarmen Defensivfußball stand. Deutschland war mittendrin und erzielte 5:2 Tore in vier Partien. Hier kam Herberger seinem Klischee, ein Defensivstratege zu sein, sehr nahe.

Platz 12: WM 1978

Die WM 1978 führte Elemente in die deutsche Nationalmannschaft ein, die für die nächsten 20 Jahre typisch werden sollten. Eine Elf, deren Kern überaltert war, trat in einem System an, für das nach dem Rücktritt Beckenbauers eigentlich ein guter Libero fehlte. Vom offensiven Spiel der Ära Schön war wenig zu spüren. Anders als die kommenden drei WMs endete es jedoch nicht halbwegs versöhnlich, sondern mit einer Schmach. I werd narrisch.

Platz 11: WM 1994

Theoretisch könnte man die deutsche Nationalmannschaft der WM 1994 auch höher bewerten. Sie hätte sogar im Turnier weiter vorstoßen können. Ja, wenn Matthias Sammer fit gewesen wäre. In den Partien mit ihm im Mittelfeld zeigte die deutsche Mannschaft temporeichen Fußball. Allerdings fehlte er im entscheidenden Viertelfinale. Abseits Sammers war es wie in den Turnieren davor: eine Ansammlung eigentlich zu alter Leitfiguren, die zynischen und wenig spektakulären Fußball bot. Nur dass man anders als 1990 kein Glück hatte.

Platz 10: WM 2006

Schockierende Wahrheit I: Ich kann mit dem Sommermärchen-Team wenig anfangen. Nicht dass ich das Sommermärchen nicht mag; die Stimmung, die Lebensfreude, der überraschend starke Fußball. Wobei der Überraschungseffekt eben nur durch die schwachen Leistungen in den Jahren zuvor erklärt werden kann. Es war die beste deutsche WM-Mannschaft seit 16 Jahren, der Fußball war schneller und zielstrebiger. Schaut man es sich jedoch aus heutiger Sicht an, sieht man ein Spiel, das spätestens ab der K.O. Runde gänzlich auf Kompaktheit ausgerichtet war und dem offensiv die Glanzlichter fehlten. Die eigene Defensiv- und Konterstärke war aber nie so groß wie bei den Italienern und den Franzosen. Ein überdurchschnittliches deutsches WM-Team, das alles aus seinem durchschnittlichen Talent herausholte – nicht weniger, aber auch nicht mehr.

Platz 9: WM 1990

Schockierende Wahrheit II: Ich kann mit den WM-Siegern von 1990 wenig anfangen. Ich verstehe bis heute nicht, wieso die Sportfreunde Stiller den Triumph als „verdienten Lohn“ bezeichnen. Jedes K.O.-Spiel hätte genauso gut andersrum ausgehen können, ohne dass sich ein Deutscher hätte beschweren können. Dass Deutschland gewann, lag maßgeblich daran, dass Beckenbauer jegliche offensiven Risikofaktoren nach 1986 über Bord warf. Die Verteidigung gewann diese WM, im Zusammenspiel mit einem Matthäus auf der Höhe seines Schaffens. Die Spiele sind aus heutiger Sicht sehr schwer anzuschauen.

Platz 8: WM 1958

Von der WM-Mannschaft 1958 gibt es am wenigsten Videomaterial. Ausschnitte aus den Gruppenspielen und die Partie gegen Schweden deuten an, dass die Nationalmannschaft dort weitermachte, wo sie 1954 aufhörten: Fritz Walter dirigierte aus dem Mittelfeld, die Stürmer tauschten freudig die Positionen. Auch wenn Rahn mal wieder starke Leistungen zeigte, so fällt doch auf, dass ein Pele oder ein Kurt Hamrin die großen Protagonisten dieses Turniers waren. Deshalb Abzüge in der B-Note für eine saubere Mannschaft.

Platz 7: WM 1986

Franz Beckenbauer hat seine eigene Mannschaft mit so viel Inbrunst beleidigt, dass man noch heute glaubt, das deutsche WM-Team 1986 bestünde aus Altherren-Spielern auf Krückstöcken. Für ihr beschränktes Talent spielte Deutschland ab der K.O.-Runde jedoch auffallend offensiven Fußball. Das Finale war eins der Besten der WM-Geschichte, auch weil Deutschland nicht komplett auf eine eigene Offensive verzichtete wie vier Jahre später. Aus heutiger Sicht sind die deutschen Spiele 1986 unterhaltsamer als jene aus dem WM-Siegerjahr 1990.

Platz 6: WM 1974

Die WM 1974 erlitt in der historischen Wahrnehmung das gleiche Schicksal wie jene 2006. 2006 sehen alle nur die Steigerung zu den Jahren davor. Bei der WM 1974 sehen alle nur den Abfall im Vergleich zur EM 1972. Dabei hatte die zweite deutsche Weltmeisterelf nach der schwachen ersten Gruppenphase einige richtig sehenswerte Spiele gezeigt. Die Auftritte gegen Schweden und Jugoslawien boten kontrollierten, aber dennoch schönen Offensivfußball. Auch das Finale hat Deutschland keineswegs glücklich, sondern durchaus verdient gewonnen, weil Beckenbauer an diesem Tag wesentlich stärker war als Cruyff.

Platz 5: WM 2010

Die 2010er-Elf war das, was die 2006er-Elf gerne sein wollte: eine furiose Kontermaschine. Defensiv stand Deutschland kompakter, presste besser im Mittelfeld als vier Jahre zuvor. Offensiv zeigte Deutschland einige der schönsten Kontertore, die es je bei einer WM zu bestaunen gab. Die Partien gegen England und Argentinien könnte ich mir in Dauerschleife ansehen. Die eigene Beschränktheit im taktischen Ansatz wurde jedoch im Halbfinale deutlich, als man tiki-taka-Maschine Spanien völlig zurecht unterlag. Dennoch: Unterhaltsames WM-Team, tolle Leistungen.

Platz 4: WM 1966

Das Muster der ersten Schön-Jahre war stets dasselbe: Schön war bereits vor dem Turnier angeschossen. Niemand traute seinem Team was zu. Plötzlich zeigte es jedoch tollen Offensivfußball, der den Kritikern die Grundlage raubte. So war es 1972, so war es 1970 – und so war es auch 1966. Das Tandem Triplet Seeler-Beckenbauer-Haller war großartig anzuschauen. Beckenbauer, noch im Mittelfeld unterwegs zu jener Zeit, zeigte seine wohl stärksten Prä-Libero-Leistungen. Das WM-Finale war ein großer, offensiver Spaß. Bis, ja bis zu diesem einen Tor…

Platz 3: WM 2014

Bei der WM 2014 tue ich mir mit der Einordnung schwer. Zu kurz her ist der vierte WM-Triumph, zu frisch die Gefühle. Die Zeit muss zeigen, welchen Platz dieser WM-Triumph einnimmt. Wird das 7:1, das wohl größte Spiel der deutschen Fußballgeschichte, alles überschatten? Oder erinnern sich die Leute auch an die zähen Spiele gegen Algerien, Frankreich und Argentinien? Meine Meinung zum jetzigen Zeitpunkt: Die deutsche Elf von 2014 war die talentierteste, die Deutschland je hatte. Sie begeisterte nicht wie ihr Vorgänger 2010, zeigte aber Fußball auf taktisch allerhöchstem Niveau. Und das eine 7:1 sollte reichen, um in die Ruhmeshalle der Legenden einzugehen.

Platz 2: WM 1970

„In Schönheit sterben“ ist das vielleicht am wenigsten deutsche Motto, was den Fußball angeht. Am Ende zählt der Erfolg. Die deutsche WM-Mannschaft 1970 ist die einzige, die je so richtig in Schönheit starb. Sie ist auch die einzige, die tatsächlich offensiv war – strategisch, taktisch und von den Spielernaturen her. Uwe Seeler, Gerd Müller, Wolfgang Overath, Franz Beckenbauer, Jürgen Grabowski, Stan Libuda – was für Namen, was für ein Angriffsfokus. Bei den Spielen gegen England und Italien kommen alle Fußballfans auf die Kosten: jene, die den schönen Fußball lieben, genauso wie die Freunde von Spannung, Schweiß und Tränen.

Platz 1: WM 1954

Ich muss gestehen, ich bin hier nicht objektiv. Ich liebe das Wunder von Bern. Nicht das grässliche Musical oder den kitschigen Film – nein, die reale Geschichte. Eine Mannschaft aus Amateuren besiegt die großen, mächtigen Ungarn. Natürlich war die deutsche Elf von 1954 nicht so talentiert wie ihre Nachfolger; sie war nicht einmal so talentiert wie ihre Gegner. Doch sie machten viel aus ihrem Talent, mehr als jede andere deutsche Elf es je tat (und damit haben wir auch ein halbwegs objektives Argument, warum sie auf dem ersten Rang stehen). Sie waren nicht nur eine defensive Mannschaft. Die Positionsrochaden in der Offensive waren ihrer Zeit voraus. Fritz Walter dirigierte das Spiel, wie es nie wieder ein deutscher Spielmacher dirigieren sollte. Es passte einfach alles. Ein Wunder.

„Seit zehn Spielen unter Flutlicht ungeschlagen“

25. Januar 2015

Dass ich als Taktiker nicht mit vielen übereinstimme, was im Spiegel-Artikel zur BVB-Krise steht, dürfte in der Natur der Sache liegen. Die Autoren bescheinigen den BVB-Spielern in erster Linie ein Kopfproblem. Ich will den Artikel gar nicht verdammen, er ist gut recherchiert und gut geschrieben. Die Autoren haben halt einen anderen Blickwinkel auf den Fußball als ich. Passiert.

Ich möchte aber anhand des Artikels auf ein allgemeines Hirngespinst hinweisen, weil es immer wieder vorkommt und in diesem Artikel ein besonders gutes (bzw. schlechtes) Bespiel heraussticht: die weit verbreitete, willkürliche Nutzung von Statistiken. Im Artikel steht:

„Aber dass die Spieler in den ersten zehn Partien im Schnitt 253mal losspurteten, in den letzten sieben, mit der Angst im Nacken, nur noch 228mal, das zeigt, wo ein massives Problem ist: in den Köpfen.“

Abgesehen davon, dass ich persönlich Sprints nicht als Kopf-, sondern als Beinproblem darstellen würde; es ist eins der vielen Beispiele für zurechtgebogene Statistiken, um eine These zu unterstreichen. Wieso der Zeitraum ab dem 11. Spieltag? Wieso fängt man mit der Zählung ausgerechnet beim Gladbach-Spiel an, das eins der stärksten der Dortmunder in dieser Saison war? Wieso fängt man nicht bei den Niederlagen gegen Köln oder Hannover an, als die Krise so richtig greifbar wurde, oder beim Spiel gegen Paderborn am 12. Spieltag?

Die Antwort ist simpel: Finge man früher an, müsste man auch den 10. Spieltag gegen die Bayern reinnehmen, an dem die Dortmunder 279-mal zum Sprint ansetzten. Finge man später an, würde plötzlich das Gladbach-Spiel mit „nur“ 237 Sprints die erste Zahl herunterreißen. Die ganze Argumentation bräche zusammen(, die ohnehin schon recht dünn ist, denn eine 10%ige Abweichung bei einer relativ willkürlichen Statistik wie Sprints ist nicht viel. Zur Info: Sprints werden anhand der Geschwindigkeit der Spieler gemessen. Wenn ein Spieler eine bestimmte Geschwindigkeit überschreitet, erhält er einen Sprint gutgeschrieben. Ein halber km/h zu wenig – kein Sprint).

Es ist kein Phänomen, das der Spiegel für sich gepachtet hat. Besonders Fernsehsender Sky ist befallen von der Krankheit, willkürliche Statistiken zu verbreiten. „Die letzten dreizehn Spiele ohne Tor in der 2. Halbzeit“ / „Seit fünf Spielen auswärts ungeschlagen“ / „Nie verloren, wenn Ostern im März ist“ – solche Statistiken sagen wenig aus, weil sie oft völlig willkürliche Zeiträume als Grundlage nehmen. Zeiträume, die rein zufällig genau zur gewünschten Argumentation passen. Was immer wieder dazu führt, dass die ganze Argumentation zusammenbricht, wenn man nur ein oder zwei Spieltage weiter nach vorne bzw. nach hinten schaut.

Deshalb gilt praktisch immer die Regel: Vorsichtig sein bei allen Fußball-Statistiken, die einen Zeitraum von x Spielen angibt. Diese Zahlen verraten meist wenig bis gar nichts über Fußball – sondern nur über denjenigen, der sie verbreitet.

15 WM-Thesen, die Abrechnung!

13. Juli 2014

Die WM endet heute Abend. Zeit zur Abrechnung. Wie gut lag ich mit meinen WM-Thesen? Wo lag ich falsch, wo richtig? Die Auswertung der WM-Thesen. Grün markierte Thesen waren korrekt, rot markierte Thesen falsch.

WM-These Nr. 1: Es wird nicht wie 2006, als sieben der acht Viertelfinalisten große Fußballnationen waren. Es wird eine Freak-WM wie 2002.

Eine enge These, die zudem recht offen formuliert wurde. Ich sage: eine WM, bei der Kolumbien, Costa Rica und Belgien im Viertelfinale stehen, eine WM, bei der Titelverteidiger Spanien sowie Italien und England in der Vorrunde rausfliegen – ich denke schon, dass man diese WM als freakig bezeichnen kann. Auch wenn das Halbfinale ausschließlich aus Top-Nationen bestand, aber da gab es ja dieses freakige 7:1…

WM-These Nr. 2: Lahm wird deutscher Schlüsselspieler. Deshalb wäre es besser, ihm im ZM spielen zu lassen, wo ein defensivstarker 6er fehlt.

Die einzige These, die sich noch nicht final bewerten lässt – es kann ja theoretisch noch sein, dass Deutschland das Finale verliert, weil Lahm im Mittelfeld fehlt, oder natürlich andersrum. Da er aber in den wichtigen Viertel- und Halbfinalspielen starker Rechtsverteidiger war, lässt sich bis hierhin sagen: These eher falsch.

WM-These Nr. 3: Die Taktikfreunde werden sich an diese WM als die Rückkehr der Dreierkette auf die ganz große Bühne erinnern.

Absolutes Ja. Auch wenn die Niederlande, Mexiko, Chile und Costa Rica nicht ins Finale stoßen konnten, haben sie doch der Welt gezeigt, dass die Dreier-/Fünferkette längst nicht veraltet ist.

WM-These Nr. 4: Belgien ist gut, aber überhyped. Kommen zu sehr über ihre individuelle Klasse und Physis. Achtelfinale ja, aber nicht mehr.

Auch hier haben wir wieder eine These, die recht schwer zu bewerten ist. Faktisch ist sie falsch – Belgien hat das Viertelfinale erreicht. Allerdings waren die Leistungen alles andere als stark, von einem WM-Favoriten waren sie weit entfernt. Einzig die zweite Halbzeit der regulären und die erste Halbzeit der Verlängerung gegen die USA waren richtig überzeugend. Ansonsten waren die Leistungen meist eher zum Einschläfern und das Team nur in der Schlussphase erfolgreich. Ergo: Faktisch falsch, gefühlt zumindest halbrichtig.

WM-These Nr. 5: Die Afrikaner werden wieder enttäuschen. Taktisch und von der Professionalität hängt der Kontinent leider hinterher.

Ja, mit Algerien und Nigeria schafften es zwei afrikanische Nationen im Achtelfinale. Aber: Wenn der individuell schwächste Vertreter eines Kontinents die mit Abstand beste Leistung abruft (Algerien), läuft irgendwas schief. Schlimmer noch: Ghana und Kamerun zeigten abseits des Platzes ein miserables Bild, die Elfenbeinküste verpasste die einmalige Chance aufs Achtelfinale gegen allenfalls durchschnittliche Griechen. Nein, das Bild der Afrikaner hat sich bei dieser WM wahrlich nicht verbessert, daher eine Zustimmung zur These.

WM-These Nr. 6: Modric macht da weiter, wo er im Klub aufgehört hat. Wird Kroatien zum Überraschungsteam führen und einer der Stars der WM.

Auch hier kann man wieder streiten. Fakt ist aber: Kroatien schied in der Vorrunde aus, Modric zeigte allenfalls durchschnittliche Leistungen. Ergo: falsch.

WM-These Nr. 7, diesmal etwas gewagteres: Chile wird die Gruppenphase überstehen.

Leicht zu bewerten: These war korrekt.

WM-These Nr. 8: Japan ist ein Geheimfavorit, aber hat eine unpassende Gruppe. Wenn sie da rauskommen, werden sie uns verblüffen.

Leicht zu bewerten: These komplett falsch. Die mit Abstand falscheste auf dieser Liste.

WM-These Nr. 9: Das Mexiko der Quali und das Mexiko der WM sind zwei komplett verschiedene Teams. Aber trotzdem wird’s Achtelfinale eng.

Der letzte Satz macht es etwas zwiespaltig. Da Mexiko aber nicht durch die Gruppe spazierte, kann man es gerade noch so als korrekt akzeptieren, hoffe ich. Zumal der erste Satz voll zutrifft: Mexiko zeigte offensiv eine wesentlich stärkere Leistung als in der Quali, war nicht wiederzuerkennen.

WM-These Nr. 10: Das Camp Bahia bereitet mir Sorgen. Trainingslager müssen ruhig gelegen sein, aber auch Ausbrüche ermöglichen. S. 54+90. Nicht nur, dass das WM-Camp nicht ganz fertig ist. Es liegt auch am Ende der Welt, sodass der Malente-Faktor droht.

Die Spieler von heute funktionieren anders als die Spieler von damals. Ein Fehler von mir, von der Vergangenheit auf die Gegenwart zu schließen. Daher: falsch.

WM-These Nr. 11: Portugal kann nicht nur das Auftaktspiel gegen GER gewinnen, sondern auch weit kommen. Defensiv stabil und offensiv Ronaldo

Falsch.

WM-These Nr. 12: Never underestimate Italy. Besonders dann nicht, wenn sie einen der flexibelsten Trainer des Turniers haben #prandelli

Falsch – auch wenn ich dabei bleibe, dass Italien von allen Enttäuschungen bei dieser WM die geringste Enttäuschung war. Gegen Costa Rica haben sich auch andere Teams (Niederlande!!) die Zähne ausgebissen, und gegen Uruguay waren sie erst zu zehnt so richtig unterlegen. Dennoch: Ausscheiden in der Vorrunde bedeutet, dass die These falsch ist.

WM-These Nr. 13: Nicht sonderlich originell, in den letzten Tagen häufig gehört: Niederlande übersteht die Gruppenphase nicht.

Falscher als falsch.

WM-These Nr 14: Der Titel führt über Brasilien. Taktisch nicht spannend, aber hochsolide und im 4-2-3-1 gut auf die Einzelspieler abgestimmt.

Nachdem wir bei Belgien eine These hatten, die faktisch falsch war, sich aber korrekt anfühlte, kommt nun der umgekehrte Fall: Brasiliens Leistungen waren selbst in guten Momenten nur durchschnittlich, das Ausscheiden am Ende blamabel. Aber: Sie sind bis ins Halbfinale gekommen, ergo: Sie waren nicht weit vom Titel entfernt. Ihr System war in der Tat gut auf die Einzelspieler abgestimmt (auch wenn das bedeutete, dass es ohne Neymar und Thiago Silva zusammenbrach). Streicht man das „hoch“ aus „hochsolide“, trifft die These bis zum Halbfinale vollends zu. Um die Flut falscher Thesen zu unterbrechen, werte ich das mal großzügig als korrekt.

WM-These Nr. 15: Wir werden unseren Spaß mit dieser WM haben.

Auch wenn es natürlich sehr subjektiv ist, aber aus meiner Sicht war es die beste WM, die ich bewusst erlebt habe. Sicher, die K.O.-Spiele waren teilweise ein Downer, nachdem das Turnier eine derart tolle Gruppenphase bot. Dennoch: Es bleibt vor allem viel toller Fußball in Erinnerung – so soll ein Turnier sein.

Fazit: 7 von 15.
Experten-Level: Für Markus Lanz sollte es reichen, mehr wird schwierig.

15 WM-Thesen

12. Juni 2014

In den vergangenen Tagen habe ich auf Twitter 15 Thesen zur WM aufgestellt. An dieser Stelle habe ich die Thesen noch einmal gebündelt gesammelt, damit ihr euch nach der WM alle darüber lustig machen könnt, wie falsch ich doch lag…

WM-These Nr. 1: Es wird nicht wie 2006, als sieben der acht Viertelfinalisten große Fußballnationen waren. Es wird eine Freak-WM wie 2002.

Auf Twitter kam die Nachfrage, welche Nationen ich denn damit meine. Uruguay zähle ich als zweifachen WM-Sieger bspw. zu den großen Fußballnationen, neben Argentinien, Deutschland, Brasilien, Spanien, Frankreich, Niederlande, England. Hingegen Belgien, Chile, Kolumbien, Kroatien, Bosnien und die Asiaten nicht. Neben dem Klima spielt bei dieser Einschätzung auch die Wahl der Schiedsrichter hinein. Erneut hat die Fifa nicht die besten gewählt, sondern eine seltsame Quotenlösung mit Schiedsrichter aus allen Verbänden. Der Diskussionsfaktor dürfte zumindest in der Vorrunde hoch sein.

WM-These Nr. 2: Lahm wird deutscher Schlüsselspieler. Deshalb wäre es besser, ihm im ZM spielen zu lassen, wo ein defensivstarker 6er fehlt.

Löw hat mir schon in Teilen zugestimmt, indem er in beiden Testspielen Boateng als Rechtsverteidiger spielen ließ. Ich bin gespannt, wo und wie Löw Lahm einsetzt.

WM-These Nr. 3: Die Taktikfreunde werden sich an diese WM als die Rückkehr der Dreierkette auf die ganz große Bühne erinnern.

Niederlande, Mexiko, Chile sind nur drei Beispiele. Auch einige kleine Nationen werden Dreier-/Fünferketten nutzen.

WM-These Nr. 4: Belgien ist gut, aber überhyped. Kommen zu sehr über ihre individuelle Klasse und Physis. Achtelfinale ja, aber nicht mehr.

Der „Geheimtipp“, der nicht geheim ist. Und aus meiner Sicht auch kein Titelfavorit. Ich sehe die Gruppe G wesentlich stärker besetzt als die Gruppe H und kann mir gut vorstellen, dass Belgien an Deutschland/Portugal/Ghana scheitert.

WM-These Nr. 5: Die Afrikaner werden wieder enttäuschen. Taktisch und von der Professionalität hängt der Kontinent leider hinterher.

Eine These, die mir als Freund des afrikanischen Fußballs wehtut. Aber der Kontinent stagniert fußballerisch leider seit 25 Jahren. Das taktisch vielleicht stärkste afrikanische Team, Ghana, muss in einer sehr schweren Gruppe gegen Deutschland und Portugal ran. Wenn man bedenkt, dass es seit 25 Jahren heißt, Afrika werde irgendwann den Weltmeister stellen, ist die tatsächliche Lage sehr ernüchternd. Vielleicht überrascht ein afrikanisches Team und erreicht das Viertelfinale. Die meisten werden aber wie 2006 und 2010 in der Vorrunde scheitern.

WM-These Nr. 6: Modric macht da weiter, wo er im Klub aufgehört hat. Wird Kroatien zum Überraschungsteam führen und einer der Stars der WM.

Eine der Thesen, von denen wir uns bereits heute Abend überzeugen können.

WM-These Nr. 7, diesmal etwas gewagteres: Chile wird die Gruppenphase überstehen.

Den Reaktionen auf Twitter zufolge ist diese These gar nicht so gewagt. Und doch wird es extrem schwer für die Chilenen.

WM-These Nr. 8: Japan ist ein Geheimfavorit, aber hat eine unpassende Gruppe. Wenn sie da rauskommen, werden sie uns verblüffen.

Ein bisschen Heftig.co-esk, diese These. Aber Japan gefällt mir dank der starken Kombinationen sehr gut. Blöd nur, dass sie in einer extrem physischen Gruppe gelandet sind. Ob sie da wieder rauskommen?

WM-These Nr. 9: Das Mexiko der Quali und das Mexiko der WM sind zwei komplett verschiedene Teams. Aber trotzdem wird’s Achtelfinale eng.

Mexiko war mein persönliches Lieblingsteam von denen, die ich für die Spielverlagerung WM-Vorschau bearbeitet habe (Mexiko, Kamerun, Schweiz, Ghana, Deutschland, Elfenbeinküste). Die 3-1-4-2-Formation mag ich sehr, dazu haben sie viele schnelle Spieler. Insgesamt sehe ich die Gruppe A wesentlich ausgeglichener als viele andere Experten. Auch für Brasilien wird es kein Selbstläufer.

WM-These Nr. 10: Das Camp Bahia bereitet mir Sorgen. Trainingslager müssen ruhig gelegen sein, aber auch Ausbrüche ermöglichen. S. 54+90. Nicht nur, dass das WM-Camp nicht ganz fertig ist. Es liegt auch am Ende der Welt, sodass der Malente-Faktor droht.

Eine schwierig zu erläuternde These. Es ist einfach ein Bauchgefühl. Ich mag die Idee nicht, mitten im Dschungel ein Camp zu beziehen, abseits der Zivilisation, dass zudem eine Extrawurst der Nationalelf darstellt. 54 ist eine Gruppe um Rahn aus Frust Saufen gegangen, 74 gab es großen Streit wegen der abgeschiedenen Lage Malentes, 90 trafen sich die Spieler außerhalb des Quartiers in Pizzarien. Das Camp Bahio passt mMn nicht in diese Liste.

WM-These Nr. 11: Portugal kann nicht nur das Auftaktspiel gegen GER gewinnen, sondern auch weit kommen. Defensiv stabil und offensiv Ronaldo

Selbsterklärend.

WM-These Nr. 12: Never underestimate Italy. Besonders dann nicht, wenn sie einen der flexibelsten Trainer des Turniers haben #prandelli

Testspiele sollte man nicht überbewerten. Auch wenn Italien vor der WM nicht gut aussah, muss das nichts heißen. Ich habe Vertrauen in Prandelli, dass er sein Team möglichst weit führt.

WM-These Nr. 13: Nicht sonderlich originell, in den letzten Tagen häufig gehört: Niederlande übersteht die Gruppenphase nicht.

Die WM-These Nr. 7 gebietet, dass ich ein Team aus der Gruppe B streiche. Ich habe die Niederlande gewählt, auch wenn ich mir da jetzt gar nicht mehr so sicher wäre. Ihr 5-3-2-System ist mehr als nett. Die Gruppe B ist mit Abstand die attraktivste WM-Gruppe aus meiner Sicht.

WM-These Nr 14: Der Titel führt über Brasilien. Taktisch nicht spannend, aber hochsolide und im 4-2-3-1 gut auf die Einzelspieler abgestimmt.

Selbsterklärend.

WM-These Nr. 15: Wir werden unseren Spaß mit dieser WM haben.

Die Mär von der Spannung im Fußball

26. März 2014

Ich hatte einst eine Deutschlehrerin, die zu jener Spezies Lehrer gehörte, die leider vollkommen den Beruf verfehlt hatte. Sie hatte keine Geduld und kein Verständnis für Jugendliche, der Schulstoff war ihr zu langweilig und dröge, sie tolerierte nie andere Meinungen als ihre eigene. Die Frau war eine Katastrophe als Lehrerin, und wenn ich von ihr doch nur Negatives in Erinnerung behalte, eine wichtige Sache hat sie mich gelehrt. Sie duldete in Buchbesprechungen nicht das Urteil, das „Werk“ (Buch darf man ja nicht sagen!) sei langweilig. „Spannung ist kein Kriterium großer Literatur!“, betete sie uns vor.

So ungern ich es zugebe: Die Frau hatte Recht. Und zwar nicht nur in Bezug auf Literatur. Große Filme brauchen keine Spannung. Große Videospiele auch nicht. Und großer Fußball erst Recht nicht.

Es wundert mich immer wieder, dass selbst professionelle Schreiberlinge, die mit Fußball ihr Geld verdienen, letzteres nicht verstehen können bzw. wollen. Ich schaue rund 200 Fußballspiele im Jahr. Die Mehrzahl dieser Spiele ist – nach Gesichtspunkten der Spannung und Dramatik – pure Langeweile. Es wird immer wieder gesagt, der Fußball sei so toll, weil alles passieren kann. Klar, nur passiert nur sehr selten alles und sehr oft nichts. Ein Team geht in Führung und gewinnt – so laufen gefühlt 75% aller Fußballspiele. Der entscheidende Treffer in der Schlussphase oder das verrückte 4:4 sind die absolute Ausnahme (und selbst bei solchen Spielen ist nicht gesagt, dass nicht auf 80 Minuten Langeweile 10 Minuten Spannung folgen).

Fast schon absurd erscheint mir unter diesem Hintergrund der Vorwurf, der FC Bayern mache die Liga langweilig. Die Liga, das können Sie mir als zumeist neutralem Zuschauer glauben, ist auch so eher selten spannend. 50% der Ergebnisse konnte ich in LizasWelts Tippspiel diese Saison richtig vorhersagen – und mit diesem enttäuschenden Ergebnis bin ich nicht einmal in den Top 50. Nicht nur der Ausgang der Partien mit Bayern-Beteiligung, sondern auch der meisten anderen Partien ist vorhersehbar.

Und selbst wenn es doch einmal zur Sensation kommt, heißt das keineswegs, dass das Spiel hochklassig sein muss. Wie oft habe ich in meinem Leben schon erleben „dürfen“, dass ein Team sich mit einem 4-4-2-Mittelfeldpressing gegen einen überforderten Favoriten einmauert? Das macht Spaß, solange man es einmal pro Jahr erlebt. Wenn man sich aber berufsbedingt viele solcher Trauerspiele antun muss, macht es keinen Spaß. Es ist Leid pur.

Großer Fußball braucht keine Spannung. Und genau darum schaue ich mir in dieser Saison die Spiele der Bayern lieber an als die Spiele sämtlicher anderer Bundesliga-Teams. Weil ich etwas geboten bekomme, was ich nicht jeden Tag sehe. Weil Pep Guardiola sein Team von Spiel zu Spiel neu erfindet. Weil er Innovationen wie den falschen Außenverteidiger einbaut, während andere Teams das xte Spiel in Folge auf ein 4-4-2-Mittelfeldpressing setzen. Weil das, was die Bayern spielen, einfach großartiger Fußball ist. Und das sage ich als jemand, der ansonsten eher kein fanatischer Anhänger des Ballbesitzfußballs ist.

Natürlich ist es schön, wenn ein gegnerischer Trainer sich etwas einfallen lässt und die Bayern ärgert. Aber es macht auch Spaß, wenn dies nicht der Fall ist. Auf jeden Fall mehr Spaß als ein 1:0 irgendeines Mauerbollwerks gegen ein Team ohne Offensivstrategie.

Der Gehälter-Irrsinn des „modernen Fußballs“ der 50er

23. März 2014

Der „moderne Fußball“ ist eine der Lieblingsphrasen der Fußballschreiberlinge dieser Welt. Mal wird er verteufelt, mal verteidigt, mal wird einem völlig unschuldigen Twitterati vorgeworfen, er befürworte ihn, obwohl ihn nur RB Leipzig langweilt. Interessanterweise ist diese Phrase älter als der moderne Fußball selbst; schon in den 50er Jahren findet man den Begriff zuhauf in Publikationen wie dem kicker, zu jener Zeit noch ein Magazin, dass sich nahezu ausschließlich mit dem Geschehen auf dem Platz auseinandersetzte.

Das habe ich unter der Woche selbst feststellen dürfen, als ich in der Dortmunder Staatsbibliothek in alten kicker-Ausgaben geblättert habe. Eigentlich wollte ich nur ein paar vergessene Fakten und Anekdoten aus der Fritz Walter’schen Zeit aufschnappen – eine Ära, die mich schon immer gefesselt hat. Wirklich zum Nachdenken hat mich jedoch eine andere Geschichte gebracht.

In den 50er Jahren brach in Deutschland das Toto-Fieber aus. Während Deutschland wiederaufgebaut wurde und viele Menschen sich ins Private zurückzogen, reizte die Versuchung des schnellen Gelds. Sportwetten waren damals strikt organisiert, und so konnte man beim Toto nur Geld gewinnen, wenn man mehrere Spiele richtig getippt hat – eine Kombiwette sozusagen. Der große Abräumer des Jahres 1953 hieß Herrmann Rosenberger, der über 600.000 DM mit seinen richtigen Tipps gewann. Ein dicker Batzen Geld. Inflationsbereinigt wäre das mehr, als so mancher Bundesligaspieler heute verdient. Kein Wunder, dass Herr Rosenberger auf den Titeln vieler Boulevard-Zeitungen landete und sogar der sonst so überhaupt nicht boulevardeske kicker ihm eine Sonderseite widmete.

In derselben Ausgabe des kickers findet sich eine andere Meldung. Die Liga hat beschlossen, den Vertragsspielern (ein seltsames Konstrukt – nicht ganz Profi, nicht ganz Amateur) ein Höchstgehalt von 350DM im Monat anstatt von 250DM zuzugestehen. 4200 DM im Jahr. Ein Hundertstel von dem, was findige Toto-Spieler mit dem Fußball verdienen konnten. Der Fußball war allerdings schon zu jener Zeit ein großes Geschäft. Toto, Stadioneinnahmen, Auslandsreisen, Freundschaftsspiele in der Pampa – die Macher hinter den Kulissen waren damals schon so geschäftstüchtig wie heute.

Nur die Fußballspieler, sie verdienten nichts bzw. sehr wenig. Natürlich gab es unter der Hand Zahlungen an die besten Spieler des Landes. Herberger, so wird gemunkelt, hat dafür gesorgt, dass seine liebsten Nationalspieler an den Toto-Einnahmen mitverdienten. Zufälligerweise hatte zu jener Zeit jeder zweite Nationalspieler eine Toto-Annahmestelle. Wer sich aber doof anstellte und bei illegalen Bonuszahlungen erwischt wurde, musste mit langen Sperren rechnen. So findet sich im selben Heft der Fall eines Spielers namens Schröder, der vom HSV ein Handgeld in Höhe von 15.000 Mark kassierte. Schröder musste zwei Jahre Sperre erdulden und dem HSV wurden vier Punkte abgezogen, wodurch er sogar fast in Abstiegsnot geriet.

Warum erzähle ich Ihnen das, lieber Leser? Nun: Kritiker des modernen Fußballs reiben sich gerne an den Millionengehältern der Spieler. Nur: Der Fußball wirft dieses Geld nun einmal ab. Ich finde es gerecht, dass Messi mit einem Lupfer zigfach so viel Geld verdient wie die meisten Sportwetten-Süchtigen in ihrem gesamten Leben. Ich finde, wenn ein Fußballverein einen zehnstelligen Umsatz verbucht, hat er die Verpflichtung, dieses Geld für die Iniestas und Lahms und Daniel Baiers dieser Welt auszugeben und nicht als Dividende an Aktionäre oder katarische Ölscheichs auszuschütten. Für mich ist es eine der größten Sünden des deutschen Fußballs, dass manche Weltmeister von 54 nie wirklich Profit aus ihrem Titel schlugen, während Toto-Glückspilze für ihr Leben ausgesorgt hatten.

Früher war eben doch nicht alles besser.

The Last of Us: Revolutionär – aber nur für ein Videospiel

18. Juni 2013

[Dieser Text enthält leichte Spoiler zur Grundthematik des Spiels, verrät aber keine Details über den Plot, die Charakterentwicklung oder Handlungsorte. Die Fußnoten enthalten hingegen Spoiler]

Ich leide an einer Krankheit: Medienbulimie. Wenn ich irgendwas schaue, lese oder spiele, konsumiere ich das ganze Werk an einem Stück. Gut, dass ich die vergangenen zwei Tage frei hatte – so konnte ich in knapp 16 Stunden durch „The Last of Us“ hetzen.

The Last of Us wurde von der Presse ziemlich gefeiert. Kritiker hoben die großartige Atmosphäre und die tolle Geschichte hervor. Bei letzterem Punkt bin ich jedoch von Grund auf vorsichtig. Nach meiner Erfahrung gibt es zwei Arten von großartigen Geschichten: Diejenigen, die wir aus Literatur und Film gewohnt sind – und jene aus Videospielen. Zu oft haben mich Videospielmacher in der Vergangenheit mit klischeeüberladeten Plots enttäuscht. Das Medium ist in diesem Punkt leider noch weit hinter anderen Erzählformen. The Last of Us ist ein Schritt nach vorne – ist aber weit weg von dem, was man aus anderen Medien gewohnt ist.

Der Sieg des Privaten

The Last of Us spielt in einem apokalyptischen Setting. Ein mutierter Pilz hat rund 60% der Menschheit entweder getötet oder zu wandelnden Zombies mutiert; die staatlichen Institutionen sind vollständig zusammengebrochen. Marodierende Banden und organisierte Rebellen kontrollieren große Teile Amerikas.

Das Szenario mag etwas ausgelutscht sein, es ist dennoch ein guter Ausgangspunkt, um über die politischen und gesellschaftlichen Auswirkungen einer solchen Apokalypse nachzudenken. Das Spiel tut dies jedoch zu keiner Zeit. Es gibt höchstens vage Andeutungen zur Frage, wieso der Staat zusammengebrochen ist und nur noch das Recht des Stärkeren gilt. Das führt soweit, dass bis zum Ende nicht klar ist, wofür die einzelnen Gruppierungen eigentlich kämpfen*.

Das postapokalyptische Amerika lebt einzig von seinen Schauwerten und den großartig inszenierten Momenten absoluter Einsamkeit; mit Leben wird die Kulisse aber nie gefüllt, selbst wenn Gegner da sind. Die Gegner werden getötet, einfach weil sie da sind und mich töten wollen – ich habe keine Ahnung, welche Institution dahintersteht und wieso sie so und nicht anders handeln. Stattdessen konzentriert sich das Spiel voll und ganz auf die Beziehung der Charaktere untereinander. Das Spiel passt zum Zeitgeist der vergangenen zehn Jahre, der Privates in den Vordergrund gestellt und Politisches nach hinten geschoben hat. Dieser Zeitgeist war noch nie meiner und stört mich auch in diesem Spiel.

Fairerweise muss man sagen: Das ist ein eher persönlicher Kritikpunkt, zumal die Charaktere das große Plus von The Last of Us sind.

Charaktere von der Straßenecke

Sämtliche Handlungen aller Charaktere sind zu jeder Zeit glaubwürdig. Für ein Videospiel ist dies eine Offenbarung. Viele Spiele stoßen erzählerisch an ihre Grenzen, weil die Charaktere einen plötzlichen Sinneswandel durchmachen bzw. durchmachen müssen, um den Plot in eine bestimmte Richtung zu lenken. In The Last of Uns haben alle Charaktere klar definierte Eigenschaften und verhalten sich dementsprechend. Der Plot ergibt sich aus den Verhaltensweisen der Charaktere – und nicht umgekehrt. Das Spiel ist in diesem Punkt sehr konsequent und geht keine Kompromisse ein – die wohl größte erzählerische Stärke.** Eine derartige Charaktertiefe ist in Videospielen bisher unerreicht.

Dass die Charaktere realitätsnah gezeichnet sind, macht sie jedoch keinesfalls interessant. Die Entwickler von Naughty Dog haben auch hier in die Mottenkiste des Zeitgeistes gefasst und herausgefischt, was sie zu fassen bekamen. Es beginnt mit dem Hauptcharakter Joel, der Stereotyp eines modernen Helden. Ein persönlicher Verlust hat ihm jeden Idealismus geraubt; er ist ein Schweiger, dem Moral und Idealismus fremd sind, der unter einer Schicht Zynismus seine Vergangenheit verdrängt. Joel passt voll ins Männerbild der modernen Populärkultur, er steht in der Tradition von Solid Snake, Jason Bourne oder Daniel Craigs James Bond. Seine Ziehtochter Ellie, die er eskortiert, sieht nicht nur aus wie Ellen Page in Juno, sie verhält sich auch exakt nach diesem Muster; ein liebevolles, toughes Mädchen mit einer frechen Zunge. Neue Facetten kann sie diesem Charakterbild nicht abgewinnen.

Auch die Nebencharaktere sind zwar fein gezeichnet, aber keineswegs originell. Zu jedem Charakter lässt sich mindestens eine klare Parallele zu einem Zeitgeist-Klischee ziehen. Das Schicksal mancher Nebencharaktere lässt einen vergleichsweise kalt; auch die Hauptcharaktere schaffen nur selten Gänsehautmomente. Für ein Videospiel mag die Charakterzeichnung außergewöhnlich sein; misst man The Last of Us an popkulturellen Maßstäben wie „Game of Thrones“, „Breaking Bad“ oder auch „The Dark Knight“, ist es allenfalls Durchschnittsware.

Fazit: Revolutionäres Spiel, aber eben nur Videospiel-revolutionär

Ich möchte niemanden davon abhalten, dieses Spiel zu spielen; es ist überragend inszeniert, fein erzählt und macht insgesamt großen Spaß. Ich bereue keine Stunde meines Bulimie-Wochenendes. Allein dass ich mich das Ende derart aufwühlt, dass ich unbedingt diesen Beitrag schreiben muss, beweist die Klasse dieses Spiels. Nur möchte ich den ganzen Stimmen, die von der revolutionären Geschichte reden, entgegenhalten: Ja, die Charakterzeichnung und -tiefe ist für ein Videospiel revolutionär. Aber eben nur für ein Videospiel.

* Die Rolle der weiblichen Charaktere passt zu diesem Punkt: Potenziell interessant, leider aber nicht zu Ende gedacht. Hinter sämtlichen zumindest halbwegs integeren Institutionen steht eine Frau, die direkt oder indirekt die Geschicke lenkt. Männlich geprägte Gruppen sind hingegen moralisch zerfallen. Überhaupt sind sämtliche Gegner, die man tötet, männlich; was die Frauen so machen, wenn sie nicht gerade tough sind und die Geschicke einer Rebellenorganisation leiten, erfährt der Spieler nicht. (Zumal das Spiel wieder ein leidiges Frauenbild nach vorne zerrt: Die Frauen in Führungspositionen haben eher männliche Charakteristika und wenig feminines an sich. Das ist aber ein zu weites Feld, um es hier auszuführen).

** SPOILER-ALARM: Die Konsequenz in der Charakterzeichnung funktioniert bis ins letzte Kapitel sehr gut, wird aus meiner Sicht am Ende aber hochproblematisch. Als Spieler vollführe ich in der Schlussviertelstunde Handlungen, die ich nicht gutheiße, eines Protagonisten, den ich nur mäßig leiden kann. Aus diesem Grund finde ich Videospiele ohne Entscheidungsfreiheit mittlerweile schwierig: Spiele wie Heavy Rain geben mir zumindest die Illusion, der Charakter handelt nach meinem Willen; in The Last of Us muss ich für ihn morden, ohne je wirklich gefragt zu werden. Spätestens als ich am Schluss zwei unschuldigen Ärzte töten sollte, musste ich zweimal schlucken, ehe ich den Knopf zum Angreifen drückte (das Spiel lässt einem hier keine Wahl). Ich bin hier sehr nahe bei Forbes-Autorin Carol Pinchefsky, die das Spiel deswegen abgewertet hat.

*** Wenn Politiker, politische Institutionen oder Behörden in Videospielen vorkommen, dann entweder mit einem patriotistischen Alles-ist-super-Unterton – oder als böse Verschwörung. The Last of Us treibt das Ganze auf die Spitze, indem es gar nicht erst erklärt, warum das Militär so handelt, wie es handelt – als Spieler muss man einfach davon ausgehen, dass sie nichts Gutes im Schilde führen. Ein kleiner Spoiler zur Untermauerung meiner These: Es spricht Bände, dass im gesamten Spiel niemand auch nur für eine Sekunde auf die Idee kommt, Ellie an die Regierung oder das Militär zu übergeben.

Spanische Verhältnisse sind längst Realität – zumindest in den Klickzahlen

17. April 2013

In den vergangenen Tagen gab es Diskussionen um eine Aussage von Uli Hoeneß. Er ist in Sorge, dass in der Bundesliga langfristig „spanische Verhältnisse“ herrschen könnten. Er bekam viel Widerspruch für diese Behauptung.

Ich möchte einen Punkt in die Diskussion einführen, den ich für extrem wichtig erachte: das übermäßige Interesse der Leser an diesen beiden Klubs. Medienmacher wissen, wovon ich rede: Wer über die Bayern oder die Borussia schreibt, hat die Klicks sicher.

Ich möchte als Beleg die Klickzahlen bei Spielverlagerung heranziehen. Ich habe mithilfe von Google Analytics ausgerechnet, wie viel Klicks ein Verein durchschnittlich pro SV-Analyse bekommt Am Ende habe ich die Klickanzahl nach Relation zum größten Verein, in diesem Fall der BVB, sortiert. Beispiel: Eine HSV-Analyse erreicht durchschnittlich 50% der Klickzahlen einer BVB-Analyse.

klicks pro analyse

Ja, natürlich sind diese Zahlen nicht perfekt. Allein der Sieg gegen Malaga hat den BVB-Schnitt um einiges nach oben getrieben. Selbiges gilt für Renes Guardiola-Bayern-Artikel, der mittlerweile meine Deutschland-gegen-Italien-Analyse als bestgeklickten SV-Artikel aller Zeiten überholt hat (*schnüff*). Es ist aus meiner Sicht trotzdem ein wichtiges Phänomen, das man immer im Hinterkopf behalten sollte: Ein Artikel über die Bayern oder den BVB findet doppelt bis viermal so viel Anklang wie Artikel über andere Bundesliga-Teams.

TV-Berichterstattungsbashing 2.0

18. Juni 2012

In den letzten Wochen haben die Medien Spielverlagerung entdeckt. Ich persönlich bin natürlich sehr froh darüber, dass wir so viel Aufmerksamkeit bekommen. Dies hat den interessanten Nebeneffekt, dass wir während dieser Euro mehr Interviewanfragen beantworten als Spiele anschauen. Anders als der DFB, der laut den Kolleginnen und Kollegen in Danzig gerne mal Interviewanfragen einfach unter den Tisch fallen lässt, beantwortet unser Team alle Mails. Dabei komme ich nicht umhin, selber einige Interviews zu geben und dabei die ein oder andere Frage mehrfach zu beantworten.

Neben „Wie entstand Spielverlagerung?“ und „Wie wird man zum Taktik-Experten?“ (die inflationäre Benutzung des Wortes Experten macht mir im Übrigen Angst) lautet die Klassikerfrage: „Wie hältst du es denn mit der Berichterstattung im Fernsehen?“ Mir fällt die Beantwortung dieser Frage nicht einfach, vor allem weil ich weiß, dass die Interviewer eine medienkritische Antwort erwarten. (Dass sie diese wohl kaum von einem Mitarbeiter einer Internetseite, welche für Eurosport und das ZDF schreibt, bekommen werden, steht wiederum auf einem anderen Blatt Papier.)

Die Antwort fällt mir aber vor allem schwer, weil ich nicht unbedingt der Meinung bin, dass Taktik und intensives Fußballfachwissen unbedingt zu einer EM-Übertragung gehören. In diesem Fall bin ich sogar teilweise bei Erich Laaser, der in einer Studentensendung vor einigen Wochen auf meine Frage, wieso Taktik und Sportpolitik nicht öfters Beachtung finden bei den TV-Übertragungen, antwortete: „Wenn sie Fußball im frei empfangbaren Fernsehen nehmen, sind es meist so genannte Topspiele, sprich Länderspiele, Champions League Spiele, Pokalspiele oder auch mal das erste Spiel einer Saison. Ich glaube, das ist dann der falsche Adressatenkreis, um da tiefschürfende Diskussionen über die Rolle des rechten Verteidigers zu führen. Ich glaube, dass bei sechs, sieben, acht Millionen Zuschauern… die das nicht verstehen würden.“

In der Tat, wenn wie gestern Abend 27 Millionen vor dem Fernseher und weitere X Millionen auf der Fanmeile und in Kneipen die Deutschland-Spiele sehen, finde ich es nicht unbedingt falsch, wenn die Sender und Kommentatoren höchstens an der Oberfläche kratzen. Das hat mit Fußball zwar oft wenig am Hut, für rund 90% der Zuschauer gilt allerdings dasselbe.

Allerdings hat Laasers Theorie einen kleinen Haken: Pro Saison gibt es, selbst im frei empfangbaren Fernsehen, nicht mal ein Dutzend Spiele, die diese Zuschauermarke überspringen (Großereignisse wie EMs und WMs ausgeklammert). Das trifft maximal auf Länderspiele, Partien mit Bayern-Beteiligung oder Champions League Spielen gegen die Großen dieser Welt zu. Alles andere, was im TV läuft, sei es die Copa America, die Europa League oder auch Frauenfußball, wird nur von den Leuten gesehen, die entweder Fan der betreffenden Mannschaften oder komplett fußballverrückt sind.

Mein größtes Problem mit der Berichterstattung ist dabei, dass sie – egal, wer gerade spielt – stets gleich abläuft. Nachdem die Europa League wegen mangelnder Quote von Sat 1 auf Kabel 1 abgeschoben wurde, war die Reaktion nicht ein Mehr an kompetenter Berichterstattung für die paar Millionen Zuschauer, welche sich größtenteils aus Hannover und Schalke Fans speisten, stattdessen wurde eine ins Detail gehende Vorberichterstattung komplett von der Agenda gestrichen.

Aus demselben Grund ärgert mich ein schwacher Kommentar beim Spiel Niederlande gegen Portugal mehr als ein Phrasendrescher bei einem Deutschlandspiel. Am gestrigen Abend kommentierte Gerd Gottlob die Parallelpartie in Gruppe B mit derselben Herangehensweise wie alle seine anderen Partien, inklusive der einsteigerfreundlichen Vorstellungen der Spieler und Allgemeinplätzen wie „Jetzt haben die Niederländer den Faden verloren“. Doch für welche Zuschauerschaft? Wer an diesem Abend nicht das Deutschland-Spiel schaute, war entweder Portugiese, Niederländer oder aus anderen Gründen mit den beiden Mannschaften verbunden. Da muss niemand mehr erklären, wer van der Vaart ist – stattdessen wäre eine Erläuterung, was die taktischen Vor- und Nachteile seiner Aufstellung sind, wohl in wesentlich größerem Interesse der paar Tausend Zuschauer gewesen.

Mich stört diese völlige Ignoranz gegenüber der angepeilten Zielgruppe bei den TV-Machern – wie auch bei den Fans übrigens. Dass wir mit folkloristischer Pünktlichkeit zur EM eine Debatte führen müssen, wie furchtbar inkompetent doch alle Kommentatoren seien, finde ich höchste befremdlich, immerhin kommentieren sie für zig Millionen Menschen, die von Fußball nix verstehen. Der klassische Fan, der im Jahr 50+ Spiele schaut, ist zur EM in einer klaren Minderheit, die Event-Fans dominieren – und finden die oberflächliche Berichterstattung, so mein subjektiver Eindruck aus dem Freundes- und Familienkreis, meist gar nicht so schlimm. Natürlich wäre ich persönlich glücklicher, wenn ARD und ZDF sich trauen würden, den „Event-Fans“ Fußball zu erklären. Andererseits bin ich nicht marktblind und weiß genau, dass im Zweifel ein neuer Publikumsrekord bessere PR ist als die Gewissheit, ein paar Leute weitergebildet zu haben.

Und so werde ich mich auch in der nächsten Saison wieder aufregen, wenn die TV-Sender stets dieselbe Strategie fahren, egal ob gerade ein Champions League Finale oder ein Spiel aus Südamerika übertragen wird. Aus meiner Sicht ist dies ein größerer Kritikpunkt als das ewige EM-Kommentatoren-um-die-Wette-beleidigen.

Analyse: FC Barcelona – Bayer Leverkusen 7:1

8. März 2012

Bayer Leverkusens 7:1-Niederlage in Barcelona zeigt, wie es um den deutschen Fußball bestellt ist. Es muss dringend etwas passieren.

Der deutsche Fußball ist am Boden. Trainer Dutt muss sich nach diesem Spiel einige Fragen gefallen lassen. Die Art und Weise, in der Leverkusen das deutsche Volk auf internationalem Boden vertrat, war einem Tabellenfünften der altehrwürdigen Fußballbundesliga nicht würdig.

Von der ersten Minute an fehlte dem Team ein echter Leader auf dem Platz. Dutts erneute Weigerung, den erfahrenen Michael Ballack zu bringen, war ein Schlag ins Gesicht der mitgereisten Fans. An welchem Spieler sollte sich die Mannschaft nach dem 0:2-Rückstand aufrichten? Es fehlte ein Spielertyp, der mal ein Zeichen setzt. Eine richtige Grätsche zur rechten Zeit hätte den Schönspielern um Mimose Messi Einhalt geboten. Die braven Bayer-Boys liefen aber nur hinterher.

Überhaupt war die Einstellung der Mannschaft fragwürdig. Wieso nahmen die Leverkusener die Zweikämpfe nicht an? Auch um die Laufbereitschaft war es nicht gut gestellt. Eine Statistik zu zitieren wäre hier müßig: Jeder Zuschauer konnte sehen, dass die Mannschaft einfach nicht wollte.

Zugegeben, die Aufstellung eines zweiten Stürmers war ein mutiger Schritt von Dutt. Doch wieso mussten Kießling und Derdiyok andauernd gegen den Ball arbeiten? Sicher, der FC Barcelona ist ein guter Gegner, aber jeder Gegner ist schlagbar, wenn man nur genug an sich glaubt und vorne ein wenig Feuerwerk abzündet!

Doch dem deutschen Fußball mangelt es im Moment an Glauben. Der Glaube an die eigene Stärke. So wird es nichts mit der Champions League und auch nicht mit der Europameisterschaft. Solange wir nicht Siegertypen produzieren, haben wir auf lange Sicht keine Chance.

Mein neuer Service: Heute schon lesen, was morgen in der Zeitung steht! Meine richtige Analyse folgt morgen früh auf Spielverlagerung.de.